Diagnose MS. Ich war gerade 42 Jahre geworden und dachte eigentlich, mein Leben finge jetzt erst an, nachdem ich doch gerade einige Lebenskrisen überstanden hatte und frisch verheiratet war.
Durch die Diagnose und auch die Beeinträchtigungen und Herausforderungen, die diese Krankheit mit sich bringt, kam natürlich einiges anders. Aber ich wollte mich nicht einfach so dem Gefühl „unheilbar“ krank zu sein ergeben. Ich wollte nicht die Verantwortung für meine Gesundheit abgeben und sie den Ärztinnen und Ärzten überlassen.
Dann habe ich mich an die Arbeit gemacht. Ich habe viel gelesen, viel zugehört, viel erfahren und viel ausprobiert. Vor Allem aber habe ich gelernt mich selbst bewusster wahrzunehmen.
Habe neu gelernt meinen Körper zu spüren und auf meine Natur zu hören. Und ich habe gelernt, wie wichtig es ist meinen Bedürfnissen Raum zu geben.
Wie ich das mache und wie ich mit meinem neuen Leben und meiner MS umgehe, das schreibe ich hier auf. Nicht als Empfehlung, Rat oder Maßgabe – die Kompetenz maße ich mir gar nicht an. Ich möchte damit nur meine ganz eigenen Erfahrungen teilen.
Vielleicht gebe ich damit Impulse weiter. Vielleicht auch nicht.
Natürlich kann man das auch ganz pragmatisch und aus Sicht der Psychologie betrachten: Das offen darüber schreiben ist meine Bewältigungsstrategie.
Und dieses Eine habe ich früh verstanden: Dass das Bewältigen dieser großen Veränderung und das Annehmen der Krankheit die Wichtigsten sind; noch weit wichtiger als mit den Symptomen klarzukommen. Die rein klinische Realität in den Griff zu bekommen.
Dann, so glaube ich, kann das hier wertvoll werden. Für mich bestimmt. Für dich vielleicht auch? Wer weiß, wohin alles führt.
Und warum Kirschblütenmomente?
Wenn im Frühjahr die kleine japanische Zierkirsche bei uns im Garten blüht, dann ist das immer etwas besonderes für mich.
Kirschen blühen ja nur kurze Zeit, ein paar Tage nur, je nach Wetter mal etwas länger, mal auch weniger. Und das einmal im ganzen Jahr.
Wunderschön dieser eine Moment. So stolz und so voller Freude und Pracht steht sie dann da, die Kirschblüte. Und bringt mir ein Strahlen und Staunen ins Gesicht.
Noch gestern ein fast trist erscheinendes, nacktes Geäst. Und morgen, wenn die Blüten alle im Wind verweht sind, ein ganz gewöhnlicher, unscheinbar grünblättriger Strauch.
Genießen wir diese Momente. Heute, jetzt, wo alles gut ist, wo alles blüht.
Wir wissen nicht, was morgen ist. Du Weißt nicht, was kommt. Weißt nicht, was geht.
Wir können es versuchen, solche Kirschblütenmomente zu schätzen, zu lieben, zu leben.
Und so selten und so kurz sie sein mögen.
Aber jedes mal wird es einer mehr für uns gewesen sein.
